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Industrie trifft Avantgarde: Ein City Guide für Chemnitz mit Stil und Charakter

Entdecken Sie eine Stadt, die Kultur und Charakter auf unverwechselbare Weise vereint: Chemnitz. Als Kulturhauptstadt 2025 hat die Stadt viel zu bieten – von der faszinierenden Kunstszene über außergewöhnliche Architektur bis hin zu innovativer Gastronomie.
Text Uwe Killing
Datum26.02.2025

Chemnitz, die Kulturhauptstadt 2025, ist eine Stadt der Gegensätze – und genau das macht ihren Reiz aus. Hier trifft industrielle Vergangenheit auf künstlerische Vision, historische Architektur auf avantgardistisches Design, bodenständige Authentizität auf feine Ästhetik. Die Kulturhauptstadt entfaltet ihren Charme nicht auf den ersten Blick, sondern in den Details: in kunstvoll restaurierten Industriebauten, die zu Galerien und Hotels geworden sind, in einer lebendigen Kunstszene, die Experimente wagt, und in einer Gastronomie, die zwischen Bodenständigkeit und Gourmetküche balanciert. Dieser City Guide führt durch ein Chemnitz, das Stil mit Substanz verbindet – für alle, die das Besondere suchen.

Gut schlafen: Hotels in Chemnitz

Gastlichkeit in Chemnitz bedeutet mehr als eine luxuriöse Unterkunft – es ist ein Versprechen von Stil, Zurückgezogenheit und diskreter Eleganz. Die besten Adressen der Stadt verstehen es, Architektur mit Atmosphäre zu verbinden: Historische Villen, in denen sich die Grandezza vergangener Epochen mit modernem Design paart, oder minimalistische Boutique-Hotels, die durch subtile Details und erstklassigen Service bestechen. Hier ist der Luxus leise, der Komfort selbstverständlich, und jeder Aufenthalt wird zur Kuratierten Erfahrung – ob in einer Suite mit Blick auf die Stadt oder in einem Refugium, das sich fast wie ein privates Kunstwerk anfühlt.

Chemnitzer Hof

Erstes Haus am Platz: Das 1930 eröffnete Hotel – mit seinem erhaltenen Interieur aus Art déco und Jugendstil – bildet am zentralen weitläufigen Theaterplatz ein stimmiges Ensemble mit Petrikirche, Opernhaus und den Kunstsammlungen. Im großen Spiegelsaal, im Lichthof mit seinem Marmorboden und in vielen Details des familiengeführten Hotels ist noch die Aura des Vorkriegs-Chemnitz zu spüren. Die modernisierten 90 Zimmer und ein Wellnessbereich bieten zeitlosen 4-Sterne-Komfort. www.chemnitzer-hof.de

Seaside Residenz Hotel

Zimmer mit Weitblick: Aus den 14 Stockwerken des am Rande des Stadtzentrums gelegenen 4-Sterne-Hotels genießt man einen grandiosen Panoramablick über Chemnitz. Im Inneren der sanierten und 2016 umfassend erneuerten ehemaligen Unterkunft für ungarische Vertragsarbeitende („Paprikaturm“) überzeugen 187 elegant-puristische Zimmer (plus Dauer-Apartments), die große Lounge mit Bar im Metropolitan Style und ein gerade modernisierter Sauna- und Fitnessbereich. Im hoteleigenen Restaurant werden sächsische und internationale Gerichte serviert – im Sommer auch auf der Terrasse. www.residenzhotelchemnitz.de

Schlosshotel Klaffenbach

Auf dem Areal des Wasserschlosses Klaffenbach, errichtet als Renaissancebau im 16. Jahrhundert, bietet ein 4-Sterne-Hotel (49 Zimmer und Suiten) ein ländliches Refugium nur rund zehn Kilometer von der Innenstadt entfernt – mit Wanderwegen, Kunstgalerien und einem großen Innenhof, in dem im Sommer Open- Air-Konzerte von Pop bis Klassik stattfinden. www.schlosshotel- chemnitz.de

Kultur in Chemnitz

Chemnitz präsentiert sich als eine Stadt, in der industrielle Eleganz und künstlerische Avantgarde eine seltene Symbiose eingehen. Hier wird Kultur nicht einfach ausgestellt, sondern inszeniert – mit einer Selbstverständlichkeit, die Understatement zelebriert. Museen wie die Kunstsammlungen Chemnitz lassen Meisterwerke der klassischen Moderne mit zeitgenössischen Positionen korrespondieren, während in der Oper eine Tradition aufblüht, die sich nicht in Nostalgie verliert, sondern in mutigen Inszenierungen weiterdenkt. Architektur wird zum Narrativ, Geschichte zur Bühne, Kunst zur Haltung. Es ist ein Ort für Kenner und Kennerinnen – für jene, die nicht nur sehen, sondern verstehen wollen.

In den Regalen des SMAC- Museums, dem früheren, kreisförmig angelegten Kaufhaus Schocken, sind Artefakte zur sächsischen Landesgeschichte zu sehen

Opernhaus und Schauspiel
Ein architektonisches Highlight und der Ort der Eröffnungsfeier für Europas Kul- turhauptstadt 2025 am zentralen Theaterplatz: Das nach den Plänen des Stadtbaurates Richard Möbius im Neobarockstil entworfene Opernhaus – Spielstätte für Musiktheater, Ballett und Philharmonie – eröffnete im gleichen Jahr (1909) wie das benachbarte König- Albert-Museum. Das Chemnitzer Schauspielhaus befindet sich in einem 1980 errichteten DDR-Bau (damals Karl-Marx-Stadt), aufgrund von umfassenden Sanierungsarbeiten ist es vorüber- gehend ins Ausweichquartier Theater im Spinnbau umgezogen (bis 2026). www.theater-chemnitz.de

Weltecho
Im ehemaligen Haus der Kammer ist das bekannteste alternative Kulturzentrum von Chemnitz zu Hause. Unter dem Weltecho-Dach befinden sich Veranstaltungsräume, ein Kino und ein Café. Der gemeinnützige Verein Oscar betreibt eine gleichnamige Galerie und organisiert Kunstprojekte und Events. Beim experimentellen Festival Kammermachen (November) treten Theater-, Musik- und Tanzensembles auf. 
www.weltecho.eu

SMAC
Das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz (SMAC) am Stefan-Heym-Platz ist in einem besonderen Gebäude untergebracht: Der Schriftzug „Schocken“ an der geschwungenen Glasfront erinnert daran, dass hier der Architekt Emil Mendelssohn im Jahr 1930 für die jüdischen Kaufhaus- gründer Simon und Salman Schocken eine seiner architektonischen Ikonen im Geiste des Bauhauses schuf. Im restaurierten Gebäude werden auf drei Ebenen Exponate zur Landesarchäologie Sachsens gezeigt. Eine eigene Ausstellung informiert über die Kaufhaus-Geschichte und das Werk des nach Israel emigrierten Architekten. smac.sachsen.de

Chemnitzer Kunstsammlungen
In der Industriestadt Chemnitz entstand bis in die 1930er-Jahre eine der renommiertesten Sammlungen für zeitgenössische Kunst in Deutschland, darunter expressionistische Meisterwerke von Ernst-Ludwig Kirchner, Karl-Schmidt Rottluff oder Edvard Munch. Sie bildet den Kern der rund 70 000 Exponate im früheren König-Albert-Museum, dem zentralen Ort der Kunstsammlungen. Hierzu gehört auch das Henry van de Velde Museum in der ehemaligen Villa des kunstaffinen Fabrikanten Herbert Esche (Parkstraße 58). Es zeigt das vom belgischen Design-Revolutionär entworfene Original- Interieur. Im Museum Gunzenhauser sind aktuelle Kunst und die Privatsammlung des Kunsthändlers Alfred Gunzenhauser (u. a. Otto Dix) zu sehen. Das ehemalige Bank-Hochhaus wurde vom Chemnitzer Architekten Fred Otto 1928 im Stil der Neuen Sachlichkeit entworfen. www.kunstsammlungen-chemnitz.de

Tolle Kulinarik: Gastronomie in Chemnitz

Chemnitz zelebriert Kulinarik mit leiser Raffinesse. Regionale Zutaten treffen auf internationale Einflüsse, serviert in stilvollen Industrieräumen oder charmanten Jugendstilensembles. Die Küche bewegt sich zwischen Tradition und Moderne, stets mit Gespür für Qualität. Präzise kuratierte Weinkarten und unaufdringlicher Service machen das Genusserlebnis perfekt – für jene, die mehr als nur essen wollen.

Alexxanders

Eine feine, ambitionierte Regionalküche, die auch gutbürgerliche Klassiker neu interpretiert, bietet das Restaurant Alexxanders. Gastronom Roland Keilholz hat das denkmalgeschützte Gebäude im Arbeiterstadtteil Sonnenberg zu einem Anziehungspunkt im modernen Fabrik-Chic ausgebaut – inklusive Bar, Hofterrasse und Boardinghouse (33 Apartments). Fleisch und Backwaren kommen aus dem eigenen, neu eröff- neten Markthaus, das sich auf dem Areal eines alten Pumpwerkes befindet. Zur dortigen Genusswelt (The Cook Family) gehören gläserne Manufakturen und ein Bistro. 
www.alexxanders.de 
www.thecookfamily.de

Kellerhaus

Wie auf dem Lande: Das Traditionslokal Kellerhaus im Schlossteichpark gehört zu einem Ensemble aus den ältesten erhaltenen Fachwerkhäusern der Stadt

Das älteste Gasthaus befindet sich im grünen Schlossviertel, wo im 12. Jahrhundert die Siedlung Chemnitz am gleichnamigen Fluss gegründet wurde: das 1680 errichtete Kellerhaus im erhaltenen Fachwerkstil. Hier kann man eine klassische Küche mit frischer Note genießen, in urigen Gewölben und im Sommer auf idyllisch gelegenen Terrassenstufen. www.kellerhaus-chemnitz.de

Die Fabrik

Es gibt entlang der Zwickauer Straße noch viele ungenutzte Dächer großer Industriehallen: Eine ehemalige Tüllfabrik wird seit dem Sommer 2024 von einem spektakulären Obergeschoss gekrönt – der ersten Chemnitzer Rooftop-Bar. Der Gewerbe- und Innovationspark „Die Fabrik" vereint kleine Firmen, Shops, Sportangebote und Wohnungen miteinander. Die Bar ist donnerstags bis samstags (ab 17 Uhr) geöffnet. www.diefabrik.de

NOMAD

Neuer Industrie- Chic und regionale Küche: das Restaurant NOMAD im Wirkbau auf dem innerstädtischen Areal der einst größten deutschen Fabrik für Textilmaschinen

Entspannt frühstücken und lunchen im luftigen Ambiente des Wirkbaues, einer gewerblich neu genutzten früheren Maschinenfabrik: Im NOMAD gibt es Bio- Backwaren aus eigener Herstellung sowie frische regionale Gerichte. Es gibt noch zwei weitere Filialen (NOMAD Bakery & Deli) – in den Rathauspassagen in der City und im Gewerbe- und Innovationszentrum Die Fabrik. www.nomad-chemnitz.de

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