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Architektur und Design aus Helsinki: von Alvar Aalto bis Marimekko

Design und Architektur bilden in der finnischen Metropole Helsinki eine fruchtbare Verbindung, die das Stadtbild stetig modernisiert. Die Hauptstadt Finnlands hat mit Hanna Harris sogar einen "Chief Design Officer". Ein Überblick über Helsinkis Design Awards, Museen und prägende Designer.
Datum09.02.2023
Der Glashof ist der überdachte Haupteingang und die Lobby der "Cable Factory". Hier finden Besucher:innen den Infopunkt, den Ticket- sowie den Fabrikverkauf.

Helsinki Design Week 2023: Ein Ausblick

Unter den nordischen Designwochen sticht die Helsinki Design Week im September 2023 besonders hervor. Die zahlreichen Programmpunkte von drei parallel verlaufenden Veranstaltungen wenden sich nicht nur an Fachleute, sondern auch an die interessierte Öffentlichkeit. 

Ein fester Bestandteil ist beispielsweise der mehrtägige Designmarkt im ehemaligen Fabrikgebäude "Cable Factory": Der Lagerverkauf lockt mit Möbeln, Mode und Zubehör von rund 200 Designunternehmen. Außerdem bringen die hochkarätig besetzten „Design Diplomacy“-Gesprächsrunden im eleganten Setting diverser Botschafterresidenzen jeweils finnische und ausländische Gestalter:innen zusammen. Hier werden Designthemen und gesellschaftliche Entwicklungen in einem sehr offenen, typisch finnischen Dialog diskutiert.

Der Design Award Helsinki 2022 ging im vergangenen Jahr an die Finnin Päivi Raivio.

Im Zuge der Design Week wird jedes Jahr auch der Helsinki Design Award verliehen. Die Auszeichnung ehrt Designer:innen, die die finnische Hauptstadt mit ihren Erfindungen zu einem lebenswerteren Ort machen. Im Jahr 2022 ging er an die Finnin Päivi Raivio

Gemeinsam mit Daniel Bumann entwarf sie unter ihrem Pseudonym Raiviobuman "Parkly", ein modulares Möbelsystem, mit dem sich öffentliche Plätze schnell in eine eine Plattform zum Verweilen inmitten des städtischen Grüns verwandeln lassen. Die Parkly-Module sind leicht zu kombinieren, zu vergrößern und zu verkleinern und können an verschiedenen Orten eingesetzt werden.

"Wir haben Parkly gegründet, um die Umgestaltung öffentlicher Plätze zu beschleunigen und den nachhaltigen Wandel in den Städten voranzutreiben. "
Päivi Raivio & Daniel Bumannm von Raviobumann
"Parkly" lädt an öffentlichen Orten wie dem Kauppatori (Marktplatz) in Helsinki zum Entspannen ein.

Helsinkis “Chief Design Officer” – Hanna Harris 

Auf stadtpolitischer Ebene spielt das Thema Design für Finnland eine zentrale Rolle: Helsinki zählt zu den wenigen Städten der Welt, die einen „Chief Design Officer“ beschäftigen. Trotz – oder gerade wegen – der überschaubaren Metropolengröße mit 660 000 Einwohner:innen nutzt die finnische Hauptstadt Design Thinking, um die politische Entwicklung sowie Bildungsprogramme zu leiten und neue Plattformen für Veränderungen zu schaffen. 

Seit 2020 hat Hanna Harris diese Position inne. Die ehemalige Direktorin des Architektur-Informationszentrums Archinfo leitet Helsinkis Pionierarbeit bei der Nutzung von Design zur Gestaltung der Zukunft der Stadt.

Helsinki plant neues Architekturmuseum im Südhafen

Im Rahmen des Corona-Unterstützungsbudgets finanziert die finnische Regierung derzeit den Bau eines neuen Design- und Architekturmuseums. Es soll am Südhafen von Helsinki errichtet werden, die Sammlungen der beiden bislang getrennten Museen Designmuseo und das Museum of Finish Architecture beherbergen und im Jahr 2025 eröffnen.

Die geschwungenen Blumenvasen schuf Alvar Aalto auf Wunsch von Iittala für die Weltausstellung 1937 in Paris. Die Aalto-Vase in organisch anmutender Form gibt es in verschiedenen Formen und Größen.

Alvar Aalto – der Maßstab für finnisches Design

Viele designbezogene Initiativen in Helsinki gehen auf die Ernennung der Stadt zur Welthauptstadt des Designs 2012 zurück. Doch das Bewusstsein für ästhetische Formen und lebenswerte Räume ist weitaus tiefer in der finnischen Gesellschaft verankert. Den Grundstein legte Alvar Aalto (1898–1976), der bei Möbeln und Einrichtungsgegenständen vor allem auf Holz, Glas und Textilien setzte. 

Weiche Formen, natürliche Materialien, viel Tageslicht: Dem Haus von Aino und Alvar Aalto merkt man sein Alter nicht an.

Schon vor 86 Jahren wussten Aino und Alvar Aalto, wie komfortabel Wohnen und Arbeiten unter einem Dach sein kann. Die Villa gehört mit dem benachbarten Studio zum Alvar Aalto Museum.

Marimekko: Stoffe “Made in Finland”

Auch die Stoffmarke Marimekko mit ihren prägnanten, organischen Motiven ist ein weltweites Aushängeschild für “Made in Finland“. Doch finnisches Design geht weit über eine Handvoll etablierter Namen hinaus, und es muss auch nicht immer optische Askese sein. 

Der Textil­designer Klaus Haapaniemi gründete zusammen mit Partnerin Mia Wallenius vor 20 Jahren in London sein Label Klaus Haapaniemi & Co. Seit dem Brexit pendelt das Studio zwischen Helsinki und Berlin.

Designer Klaus Haapaniemi lässt sich von der Natur beeinflussen

Auch Klaus Haapaniemi, Jahrgang 1970, will sich bei der Gestaltung seiner Heimtextilien und Kleidungsstücke für die 2010 gegründete Eigenmarke keinerlei Zurückhaltung auferlegen: In seinen nahezu hypnotisierenden Prints tummeln sich exotische Tiere, wilde Ranken und üppige Blüten: "Ich lasse mich von Kunst, Design und der Natur beeinflussen. Über die Jahre ist die Farbpalette dunkler, vielleicht reifer geworden." Seine stoffgewordenen Fabelwesen und Figuren erzählen von japanischen Mythen, modernen Märchen und nordischen Sagen.

Was erwartet er 2023? „Ich folge den Trends eigentlich nicht, dafür arbeite ich zu frei und individuell. Doch ich bin mir sicher, dass Nachhaltigkeit längst ein Muss für uns ist, weil die Kunden von sich aus umweltfreundlich und lokal produzierte Artikel fordern. Und die meisten Designer:innen erkennen die sich verändernden Konsumbedürfnisse an und entwickeln großartige Ideen dafür.“

Young Designer of the Year: Hanna Anonen und Juslin Maunula

Die neue Generation der Designer:innen bekennt Farbe und wagt verspielte Formen. Im Jahr 2021 wurde das Nachwuchstalent Hanna Anonen, Jahrgang 1987, für ihren mutigen Ausdruck vom finnischen Designforum als „Young Designer of the Year“ ausgezeichnet. Im Portfolio findet sich der Lampenschirm „Cocktail“, bestehend aus 153 herabhängenden Holzstäben in starken Farben. 2022 ging der finnische Award für junge Designer:innen an das Duo Juslin Maunula, die auch Teil des Marimekko-Designteams sind.

Auch AW kürt jedes Jahr den AW Designer des Jahres und den AW Architekten des Jahres. 2022 gingen die Titel an Stefan Dietz (Design) und Tatiana Bilbao (Architektur).