Zaha Hadid: Biografie, Bauwerke & Dekonstruktivismus
Das erwartet Sie hier:
Biografie von Zaha Hadid
- geboren 31. Oktober 1950, Bagdad (Irak)
- gestorben 31. März 2016, Miami, Florida (USA)
Schon ihr Vater Muhammad Hadid hatte an der London School of Economics studiert (wurde später Mitbegründer der demokratischen Partei im Irak) und war westlichen Ideen und Gepflogenheiten gegenüber nicht abgeneigt. Das Wohnhaus der Familie Hadid in Bagdad war eines der ersten, welches im Bauhaus-Stil errichtet wurde.
Obwohl Zaha Hadid 1971 zuerst Mathematik in Beirut (Libanon) studierte, wechselte sie 1972 an die Architectural Association School (AA) in London. Dort lernte sie von Rem Kolhaas, in dessen Office for Metropolitan Architecture (OMA) sie nach ihrem Studium arbeitete. 1977 wurde sie offiziell Mitarbeiterin und lehrte von nun an selbst an der Architectural Association School – gemeinsam mit ihren OMA-Partnern Rem Koolhaas und Elia Zenghelis.
London wurde zu ihrer Wahlheimat, wo sie 1980 ihr eigenes Architekturbüro Zaha Hadid Architects eröffnete. Der deutsche Architekt und Architekturprofessor Patrik Schumacher wurde 1988 ihr Geschäftspartner.
The Peak Leisure Club in Hong Kong von Zaha Hadid
1983 erregte sie mit dem – ungebauten – Freizeitpark The Peak Leisure Club an einem Berghang in Hongkong erstmals für internationales Aufsehen und erhielt dafür eine Auszeichnung. 1988 war sie mit ihrem Entwurf auch an der einflussreichen Deconstructivist Architecture-Ausstellung des New Yorker MoMA vertreten und galt anfänglich als eine theoretische Vordenkerin des Dekonstruktivismus. Für die meisten Auftraggeber waren ihre Entwürfe allerdings zu kühn, so dass erst 1993 mit dem Feuerwehrhaus in Weil am Rhein ihr erstes Gebäude gebaut wurde.
Der Pritzker-Preis für Zaha Hadid
2004 gewann Hadid als erste Architektin den Pritzker-Preis – den Nobelpreis der Architektur und zählt seitdem und auch nach ihrem Tod 2016 zu den bekanntesten Architekt:innen der Moderne. Am 31. März 2016 erlag Zaha Hadid in Miami einem Herzinfarkt. Ihr Geschäftspartner Patrik Schumacher ist seitdem leitender Geschäftsführer von Zaha Hadid Architects (ZHA).
Zaha Hadid lehrte unter anderem an verschiedenen Universitäten. Darunter zum Beispiel:
- Harvard University Graduate School of Design (Kenzo Tange Chair)
- University of Illinois
- School of Architecture, Chicago (Sullivan Chair)
- Hochschule für Bildende Künste in Hamburg
- Knolton School of Architecture, Ohio
- Masters Studio der Columbia University, New York
- Eero Saarinen Gastprofessorin für Architectural Design an der Yale University, New Haven, Connecticut
- Universität für angewandte Kunst in Wien, Österreich (Berufung durch Hans Hollein und Wolf Prix)
Bekannte Bauwerke von Zaha Hadid
Auf der ganzen Welt kann man die futuristisch anmutenden Gebäude der irakisch-britischen Architektin bewundern. Auch in Deutschland war Zaha Hadid tätig, unter anderem in Weil am Rhein, Berlin und Wolfsburg. Eine Auswahl ihrer bekanntesten Werke im Überblick:
1993
- Feuerwache für das Vitra-Werk in Weil am Rhein
1994
- Geschäftshaus mit Wohnhochhaus und Wohnhof zur IBA in Berlin-Kreuzberg, Stresemannstraße 109 (Baustart: 1987)
1999
- LF one: landscape formation one, Pavillon für die Landesgartenschau in Weil am Rhein
2001
- Straßenbahn-Endhaltestelle Hoenheim-Nord und Park+Ride-Platz, Straßburg
2003
- Bergiselschanze in Innsbruck, Österreich
- Rosenthal Center for Contemporary Arts in Cincinnati, USA
- Bühnenbild für Beat Furrers Oper "Begehren" in Graz, Österreich
2004
- Zentralgebäude im BMW Werk Leipzig, Deutschland
2005
- Erweiterungsbau für das Ordrupgaard Museum in Charlottenlund, Dänemark
- phaeno - Wissenschaftsmuseum in Wolfsburg, Deutschland
2008
- Hungerburgbahn/Nordkettenbahn in Innsbruck, Österreich
- Neubau der Universitätsbibliothek in Sevilla, Spanien
- Brückenpavillon für die Expo in Saragossa, Spanien
2009
- JS Bach Chamber Music Hall in Manchester, England
- Antwerpen Port Authority Hauptsitz, Belgien
2010
- Kunstmuseum MAXXI (Museo nazionale delle arti del XXI secolo) in Rom, Italien
- King Abdullah II House of Culture & Art Building, Jordanien
- Hochhaus "Tour CMA CGM", Sitz der französischen Reederei CMA CGM in Marseilles, Frankreich (Baustart: 2006)
- Guangzhou Opera House, in Guangzhou, China
2012
- Lilium Tower, Warschau
2013
- Bibliothek der neuen Wirtschaftsuniversität (WU), Wien
- Dorobanti Tower, Bukarest, Rümänien (Baustart: 2009)
- London Aquatics Centre
2016
- Havenhuis (Antwerpen)
Zaha Hadid und der Dekonstruktivismus
Zaha Hadids Architekturstil lässt sich zu großen Teilen dem Dekonstruktivismus zuordnen. Dabei handelt es sich um eine Architekturströmung, die sich in den 1980er und 1990er Jahren ausprägte und in ihrem Kern auf einen ganzheitlichen Sinnzusammenhang verzichtet.
Typisch für den Dekonstruktivismus sind fragmentierte oder gar zerstückelte Architekturentwürfe, die meist auf waagerecht oder senkrecht verlaufende Bauteile, wie man sie aus dem traditionellen Entwurf kennt, verzichten und stattdessen bevorzugt schräge Wände, unregelmäßige Neigungen und Fassadenöffnungen sowie abfallende oder steigende Decken und Böden aufweisen.
Weitere Architekten, die sich dem Dekonstruktivismus verschrieben haben:
- Frank Gehry
- Daniel Libeskind
- Rem Koolhaas
- Peter Eisenman
- Coop Himmelb(l)au
- Bernard Tschumi
Auszeichnungen für Zaha Hadid
Zaha Hadid wurde im Laufe ihrer Karriere mit zahlreichen Architekturpreisen ausgezeichnet:
- 1994 Erich-Schelling-Architekturpreis
- 2002 Commander of the British Empire (C.B.E.)
- 2002 Österreichischer Staatspreis für Architektur (für die Bergiselschanze)
- 2002 Honorary Member of the American Academy of Arts and Letters
- 2002 Fellow of the American Institute of Architecture
- 2003 Mies van der Rohe Award for European Architecture (für die Straßenbahn-Endhaltestelle und den Parkplatz in Hoenheim bei Straßburg, Frankreich)
- 2004 Pritzker-Preis
- 2005 Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
- 2005 Deutscher Architekturpreis (für das Zentralgebäude des BMW-Werkes in Leipzig)
- 2009 Praemium Imperiale
- 2010 Stirling-Preis (für das MAXXI in Rom)
Weitere Porträts von namhaften Designer:innen und Architekt:innen gibt es hier. Auch diese Architekt:innen lassen sich dem Dekonstruktivismus zuordnen: