Philippe Starck
Designer des Jahres 1999 – Philippe Starck
Kurzporträt
Philippe Starck ist so etwas wie der Popstar des Designs: laut und bunt, schillernd und widersprüchlich, extrovertiert und subversiv, rebellisch, provozierend und amüsant. Er wirkt nicht immer hochseriös und es geht die Legende, das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) würde seine Entwürfe nicht sammeln, weil er gar kein Designer sei. Das will Starck allerdings auch gar nicht sein und sagt selbst: "Mich interessiert Design nicht. Mein Job ist es, von Dingen zu träumen." Und fast trotzig merkt er an: "Ich bin ein populärer Designer, das Zuhause der Leute ist mein Museum. Dort stehen meine Zahnbürsten, meine Stühle, warum sollte man die im Museum zeigen?"
Für einen, der eigentlich gar kein Designer sein will, sind über 10.000 Entwürfe, die er angeblich in die Welt gesetzt hat, eine ganz schöne Menge. Er schreckt aber auch vor nichts zurück. Möbel, Deko-Artikel, Gebäude, Stadtmobiliar, Windkraftanlagen, Badarmaturen, Küchen, Boden- und Wandbeläge, Leuchten, Haushaltsgeräte, Büroutensilien, Geschirr, Kleidung, Accessoires, Spielzeug, Glaswaren, Grafikdesign, Lebensmittel und Fahrzeuge aller Art bis hin zur Raumstation und der Parfum-Kollektion „Starck Paris“ stehen auf seiner Entwurfsliste ebenso wie Bars, Kult-Hotels oder Präsidenten-Wohnzimmer. Wo immer man hinsieht: Irgendwo steckt Starck drin.
Hinter dieser Designflut steckt allerdings ein klares Konzept: Philippe Starck will das Design demokratisieren. Er entwirft keine exklusiven Designerstücke (jedenfalls, wenn es nicht gerade um eine Luxusyacht für den Apple CEO Steve Jobs oder um die Privaträume des französischen Präsidenten geht), sondern massenproduzierte Konsumgüter, die kostengünstig hergestellt werden können.
Da ist es nur konsequent, dass er leidenschaftlicher Verfechter des preisgünstigen und innovativen Materials Plastik ist und Holz radikal ablehnt: "Holz sollte in Form von Bäumen bestehen und Tiere unangetastet bleiben. Alle Materialien, für die Pflanzen oder Tiere sterben müssen, sollten nicht verwendet werden! Heute ist es völlig überflüssig, Wälder zu zerstören oder Tiere zu töten. Es ist ein Rückschritt der Menschheit", ereiferte er sich einmal. Plastik hingegen sei weich, man könne ohne Grenzen damit machen, was man wolle. Mit Recycling und einer veränderten Produktion glaubt Starck, könne Plastik minimalen Einfluss auf die Umwelt haben und die Objekte könnten umweltverträglich und menschenfreundlich sein.
Das "Enfant terrible" der Designszene will mit seinen Entwürfen Erlebnisse und Emotionen für möglichst viele Menschen erzeugen und bedient sich dabei ungehemmt Versatzstücken von Sex, Sinnlichkeit und Symbolik. Legendäres Beispiel: seine raketenförmige Zitronenpresse Juicy Salif für Alessi, die jeder kennt und niemand nutzt, weil sie völlig unpraktisch ist.
In seiner Karriere hat sich Philippe Starck von seinen gestalterischen Anfängen am Zeichentisch seines Vaters, bei denen er sein Talent dem Vernehmen nach am Konzept detaillierter Folterräume für verhasste Lehrer erprobte, immer weiter ins allgemein Gesellschaftliche begeben – von einzelnen Objekten über ganze Interieurs und Gebäude bis hin zur Infrastruktur für den Hafen Port Adriano bei Palma de Mallorca.
Starck war und ist es nie genug, einfach ein Designer zu sein. Er strebte stets nach Höherem: "Ich hatte einfach den tiefen Wunsch, meiner Gemeinschaft dabei zu helfen, ein besseres Leben zu führen."
Lebenslauf
1949 als Sohn eines französischen Flugzeugingenieurs und Erfinders in Paris geboren
Studium Innenarchitektur und Design an der École Nissim de Camondo in Paris
1965 Sieger beim Möbelwettbewerb „La Vilette“
1968 Gründung von Starck Products, einer Firma für aufblasbare Objekte, die er später in Ubik umbenennt
1972 Art Director bei Modeschöpfer Pierre Cardin
1976 Entwurf der Interieurs für die Pariser Nachtclubs La Main Bleue und Les Bains Douches
1976 gründete er das Unternehmens „Starck Products"
Ende der 70er Jahre erste Möbelentwürfe wie das Mac Gee Regal
1983 Inneneinrichtung der Privaträume von Präsident Mitterand im Elysée-Palast in Paris
1984 Inneneinrichtung Café Costes in Paris, Entwurf Stuhl Costes
1990 Zitronenpresse Juicy Salif
1990 Aschenbecher "Joe Cactus"
1994 Wohnbad Salon d'eau für AXOR
1995 Boutiquehotel Delano in Miami
1996 Entwurf Starck Eyes Brillen
2000 Ritterorden der Ehrenlegion
2002 Kunststoffstuhl Louis Ghost
Wichtige Entwürfe
Design
- Broom, stapelfähiger Stuhl für Emeco
- Stuhl Lord Yo für Driade
- Masters Chair für Kartell
- Stuhl Miss Lacy für Driade
- Stuhl Costes für Driade
- Sessel Bubble Club für Kartell
- Tisch Blast für Kartell
- Leuchte Lounge Gun für Flos
- Stuhl Impossible für Kartell
- Stuhl Dr. No für Kartell
- Zitronenpresse Juicy Salif 1990 für Alessi
- Stuhl Louis Ghost für Kartell
- Hocker Bubu 1er für xO Design
- Leuchte Miss Sissi für Flos
Interieurs
- Inneneinrichtung des Elysée-Palastes in Paris
- Royalton Hotel[ in New York City
- Paramount-Hotel in New York City
- Delano Hotel in Miami
- Hudson Hotel in West Hollywood
- Mondrian Hotel in West Hollywood
- Le Meurice Hotel in Paris
- Le Royal Monceau Hotel in Paris
- Café Costes in Paris
- Manin Restaurant in Tokio
- Teatriz Restaurant in Madrid
- Alhondiga, Kultur- und Freizeitzentrum in Bilbao
Architektur
- Nani Nani, in Tokio
- Asahi Beer Hall in Tokio
- Bürokomplex Le Baron Vert in Osaka
- Erweiterung der École nationale supérieure des arts décoratifs (ENSAD) in Paris
- Pavillon für das neue Groninger Museum
Auszeichnungen
2000 Ritterorden der französischen Ehrenlegion
2001 Compasso d’Oro für seine für Kartell entworfene Sofa- und Sesselserie Bubble Club.
2004 Lucky Strike Designer Award der Raymond-Loewy-Stiftung ausgezeichnet.
Kunden
Alessi, Alias, Axor B&B Italia, Cassina, Dedon, Driade, Duravit, Flos, Glas Italia, Hansgrohe, Kartell, Magis, Vitra