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John Rayners Brookdale Farm in Emerald: Kunst und Komposition

Seine Brookdale Farm im australischen Emerald baute John Rayner mithilfe recycelter Eisenelemente. Sie sind nun die originellen Mitspieler von Gräsern, Sukkulenten und Stauden, die der Gärtner in dramatischen Gruppen in Szene setzt. 
Text Jutta Christoph
Datum06.01.2023

Himalaya-Zedern und Eschen, eine der höchsten Baumarten der Welt, säumen den Highway durch die kühlen, grünen Wälder der Dandenongs-Hügel. Der Riesen-Eukalyptus reckt seine langen Äste wie dicke Arme in den Himmel, am Fuß seiner ausladenden Stämme breiten Farne ihre sattgrünen Wedel aus. In dieser regenreichen Umgebung 35 Kilometer östlich von Melbourne bewirtschaften John und Michelle Rayner die knapp einen Hektar große Brookdale Farm mit einem Garten und alten Cottage in Emerald. 

Das Grundstück befindet sich auf einem nach Norden ausgerichteten Hang, drei angelegte Terrassen gleichen das Gefälle aus. Die obere Terrasse, ein Kiesbeet mit Schilf, reinigt das Grauwasser des Hauses. "Ich bin ein großer Fan von Recycling und Wiederverwendung", erzählt John Rayner, der sich als Dozent für städtischen Gartenbau an Melbournes Universität für die kreative Bepflanzung in öffentlichen Räumen einsetzt. "Es macht Sinn, Materialien zu verwenden, die visuell interessant sind und eine Geschichte erzählen", so der Gärtner. Zu den Favoriten gehören ausrangierte Tore, landwirtschaftliche Geräte und alte Werkzeuge, die das Paar dekorativ im Garten platziert.

Botanische Mixed Pickles

Hundertjährige Baumfarne auf der Brookdale Farm in Emerald

Auf der Brookdale Farm entdecken Besucher:innen Pflanzen aus der ganzen Welt, darunter auch viele australische Exemplare (Infos unter: opengardensvictoria.org.au). In einigen Bereichen dominieren Farben und Texturen, andere sind mit Gemüse, kleinen Obstbäumen und Beerensträuchern bepflanzt. An diesen Orten möchte man sich genauer umsehen, vielleicht sogar die Ärmel hochkrempeln, Unkraut zupfen und Kartoffeln ernten. Anderswo laden Rasen- und Blumenflächen eher zum Sitzen und Entspannen ein. Den ältesten Teil des Gartens bewachen eine große Algerische Eiche und eine prächtige Blutbuche, gepflanzt vor rund hundert Jahren vom Vorbesitzer des Grundstücks. Zum Erbe gehören auch Kamelien, Ahorne sowie ein 20 Meter hoher Baumfarn an der Hausterrasse. Auf dem gesamten Areal ist das Gärtnerpaar ständig mit der Vermehrung Garten Brookdale Farm Botanische Mixed Pickles. 

Zwei Räder eines alten Grubbers markieren den Eingang zum Küchengarten, der Zaun ist aus gesammelten Stöcken gebaut. Einjährige und mehrjährige Sonnenblumen steigern das florale Interesse im Gemüsebeet ebenso wie Baummohn-Sträucher mit ihren auffällig angeordneten Blättern. Im Hintergrund erheben sich majestätische Rotbuchen und ahornblättrige Platanen Nobeschäftigt. Die meisten seiner Originalpflanzen erhielt es als Geschenk oder im Tauschhandel. Andere wurden in die Erde gesetzt, damit sie von Johns Studierenden probeweise vermehrt werden konnten. Das Paar wählte bevorzugt Pflanzen aus, die als langlebig und robust gelten und wenig Wasser benötigen. Einzig der Gemüsegarten muss regelmäßig bewässert werden.

Trockenbau: John und Michelle Rayner entfernten eine zwölf Meter hohe Hecke aus Japanischer Zeder vom Grundstück, weil sie krank war. Die Stämme schichteten sie übereinander zu natürlichen Gartenzäunen. Ein Blickfang vor den Gehölzen ist eine Riesenspeerlilie mit Rosetten-Dickblatt

Wechsel aus Entspannung und Provokation auf der Brookdale Farm

Trockenresistente Stauden und Sukkulenten pflanzt John Rayner zu Inseln und in große Gruppen zusammen. Er greift zu Exemplaren, die durch Farbe, Textur oder Form visuell hervorstechen, wie das dunkelviolettblättrige Aeonium oder Cotyledon orbiculata, dessen glockenförmige, rote Blüten sich gut im Zusammenspiel mit Salbei, Schafgarbe und Indischem Blumenrohr machen. Für pflegeleichte und langlebige Beete kombiniert er Mauerpfeffer, Aloen und Riesen-Palmlilien mit Chinaschilf und Rispengras. John Rayner: "Gemischte Gehölzrabatte gestalte ich aus Sträuchern, die ich beschneide und abholze. Der Silberblättrige Eukalyptus und der Perückenstrauch Grace ergeben ein wunderbares Zusammenspiel verschiedener Laubfarben." Dazu gesellen sich frühjahrs- und herbstblühende Sträucher wie Kamelien, Rhododendren, Ahorne und Hortensien, im Hausgarten dominieren Winterblüher wie Nieswurz, Kriechender Günsel, Lilientrauben, Klivien und Harfensträucher.

Für eine dekorative Grasspirale experimentierte er mit zwei Gräsern: Riesen-Chinaschilf und das Federschilfgras Karl Foerster. Gräser bringen Bewegung in jedes Gartenbeet, da sie sich bei einer leichten Brise anmutig biegen. Ideen für seine Gestaltungsansätze findet er beispielsweise bei dem amerikanischen Gräser-Superstar Rick Darke. Aber auch James Hitchmough, ein britischer Professor für Gartenbauökologie, hatte mit seiner Idee, die richtige Pflanze am richtigen Ort zu züchten, einen starken Einfluss auf ihn: "Es hat keinen Sinn, mit Pflanzen weiterzumachen, die ohne viel Aufmerksamkeit nicht überleben."

"Gartenarbeit ist eine praktische Angelegenheit sowie ein Handwerk. Aber es gibt auch einen künstlerischen Aspekt des Gärtnerns, der nicht unbedingt allen Menschen bewusst ist."
John Rayner

Brookdale Farm: Pure Entspannung in der Natur

Neben dem praktischen Nutzen versteht John Rayner die Gartengestaltung auch als Hand- und Kunstwerk: "In einem Garten möchte ich mich entspannen, dafür braucht es kein großes Areal. Auch auf kleinster Fläche lässt sich ein geschützter Raum erschaffen, der mir Schönheit und Kontemplation bietet." Zugleich sollte ein Garten, so die feste Überzeugung John Rayners, auch das Gegenteil bewirken, nämlich provozieren und zum Nachdenken anregen, wie man etwas besser gestalten kann: "Emotionen und Fragen zu wecken ist ein wichtiger Aspekt der Gartenarbeit – und nicht allen Menschen ist das bewusst."