Maximal flexibel: Die Federzugleuchte von Midgard in der AW Special Edition
Info: Leider sind alle Exemplare der streng limitierten Edition bereits verkauft. Alternative Federzugleuchten von Midgard finden Sie hier.
Ein Klassiker. Was zeichnet ihn aus? „Ein Klassiker stammt aus einer anderen Zeit, er ist aber immer noch ein Zeitgenosse.“ Das Zitat von Rolf Fehlbaum, Chairman Emeritus von Vitra, – ebenfalls längst ein Klassiker – passt perfekt auf die Federzugleuchte von Midgard. Das Modell mit dem beweglichen Lampenschirm, den Gelenkarmen und den Metallfedern, die die Leuchte in der gewünschten Position halten, ist so etwas wie der Urtyp der flexiblen Schreibtischleuchte. Sie erfüllt ihren Zweck heute noch genau so gut wie früher und ist ästhetisch auf der Höhe der Zeit.
Der Ingenieur Curt Fischer, Gründer des Leuchtenherstellers Midgard im thüringischen Auma, hatte 1919 auf lenkbares elektrisches Licht gesetzt, damit die Belegschaft an den Werkbänken nicht weiter im Schatten stehen musste. Das Licht kam damals üblicherweise direkt von oben.
Auf den neuen Leuchtentypus wurde in den Zwanzigerjahren die Avantgarde am Bauhaus aufmerksam. Curt Fischer und Walter Gropius tauschten sich aus, und Midgard-Modelle erhellten bald die Dessauer Ateliers und Wohnbereiche. In der DDR setzte Fischers Sohn Wolfgang die Produktion fort, die mit Kunststoffteilen versetzte Leuchte war jedoch weniger wertig als das Original. Auch IKEA gehörte zeitweilig zu den Abnehmern. Mit der Wende im Jahr 1989 wurde das Unternehmen reprivatisiert, es schlitterte 2011 in die Insolvenz.
"Die Federzugleuchte ist der vielleicht zeitloseste Klassiker der Midgard-Kollektion."
Dass die Produktion des Klassikers schließlich nach Hamburg kam, dafür sorgten die Unternehmer Joke Rasch und David Einsiedler. Sie kauften Midgard 2015 und erwarben nicht nur die Rechte an den Leuchten der Traditionsmarke, sondern auch ein umfangreiches Archiv mit mehr als 2000 Zeichnungen und Fotografien.
Die Originalmaschinen und -werkzeuge aus Thüringen stehen seit 2017 in einer Werkstatt auf einem Gewerbehof in Altona. Sie sind nach wie vor bei der Montage der Midgard-Leuchten im Einsatz.
Konsequent made in Germany
Bemerkenswert ist, dass die Komponenten der Federzugleuchte ausschließlich in Deutschland produziert werden, wenn auch in unterschiedlichen Regionen: Aus Thüringen stammen wesentliche Elemente. Das Blech wird in Zeulenroda, die Gussteile in Schleiz gefertigt. Am Midgard-Stammsitz befindet sich die Kunststoff-Produktion. Der Schirm kommt aus Nordrhein-Westfalen, die Kabel aus dem bayerischen Grafenau. Der Beschichter für die Metallteile hat seinen Betrieb direkt um die Ecke, im Hamburger Stadtteil Altona. In der Werkstatt legt sich ein Mitarbeiter alle 55 Einzelteile der Federzugleuchte zurecht.
In einer optimierten Abfolge fügt er die Komponenten nach und nach zu einem Ganzen zusammen. Dabei muss unter anderem das Textilkabel an den Kippschalter angeschlossen und dieser in das schmale Ende des Reflektors eingesetzt werden. Beim Verschrauben des Abstandhalters, der den Lampenschirm mit dem Gelenk am oberen Ende der Arme verbindet, ist größte Sorgfalt geboten, denn ein Abrutschen mit dem Schraubenzieher würde den Lack beschädigen.
Die Verbindungsstifte in den Metallteilen – bei der AW Special Edition handelt es sich um Messing – werden mit einer der ursprünglichen Midgard – Maschinen gepresst. Das Kabel muss durch jeweils zwei der Vierkantstahlrohre gezogen werden, bevor der Stecker montiert wird. Die starken Metallfedern, die aus der Leuchte eine bewegliche Leuchte mit lenkbarem Licht machen, komplettieren die Montage.
Eine Erfolgsgeschichte mit Federzug
Das fertige Produkt wechselt dann in andere Hände, die finale Kontrolle und elektrische Prüfung übernimmt aus Prinzip stets eine Kollegin oder ein Kollege. Das ist typisch Midgard: die Aufmerksamkeit für jedes noch so kleine Detail von Anfang bis Ende. Die Federzugleuchte hat damit ihren Platz in der Welt der Designklassiker gefunden. Und: Sie macht wirklich gutes Licht genau da, wo man es braucht.