Future Briefings
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Woven City: Baut Toyota die Stadt der Zukunft?

Am Fuß des japanischen Mount Fuji will der japanische Autohersteller Toyota mit seiner "Woven City" eine Blaupause für die Metropolen von morgen bauen – klimaneutral und nachhaltig. Mobilität und Versorgung werden durch Sensoren und künstliche Intelligenz gesteuert.
Datum21.10.2022
"Menschenzentriertes, lebendiges Labor": In der klimaneutralen Woven City im Schatten des Mount Fuji sollen innovativste Technologien für ein angenehmes, sicheres und nachhaltiges Leben in Häusern in traditioneller Holzbauweise sorgen.

Zukunftsorientierte Automobil­­her­stel­ler verstehen sich zuneh­mend als Mobilitätsdienstleister und Stadtentwickler. Das wohl konsequenteste Beispiel gibt Toyota mit seinem Woven-City-Projekt am Fuße des Mount Fuji, des heiligen Bergs Japans. 

Woven City: Die neue Smart City am Mount Fuji 

Auf dem Betriebsgelände des stillgelegten Werks Higashi-Fuji entsteht eine komplette Smart City. Auf 175 Hektar baut das Unternehmen eine rundum vernetzte Zukunftsstadt, für die Mobilität in völlig neuen Dimensionen gedacht wird. 2024 sollen die ersten von geplanten 2000 Bewohnern einziehen.
 

Zentral gesteuertes Verkehrsnetz: Drei Typen von Wegen sind ineinander verwoben: Straßen für autonome Fahrzeuge, Routen für Fahrräder und Scooter sowie Fußgängerpromenaden.

"Hier leben, arbeiten, spielen Menschen und können teilhaben", erklärt Toyota-Präsident Akio Toyoda, der Enkel des Firmengründers. "Eine komplette Stadt zu bauen, ist eine einzigartige Gelegenheit, Zukunftstechnologien zu entwickeln – einschließlich eines digitalen Betriebssystems für die Infrastruktur der Stadt. Mit Menschen, Gebäuden und Fahrzeugen, die alle miteinander verbunden sind und über Daten und Sensoren kommunizieren."

Bjarke Ingels Group entwirft Woven City für Toyota 

Der Entwurf für die Woven City stammt vom dänischen Architekten Bjarke Ingels und seinem renommierten Architekturbüro Bjarke Ingels Group, mit dem er 2013 auch zum AW Architekt des Jahres gekürt wurde. 

Die erste und wichtigste Aufgabe: das gewohnte Verkehrssystem neu zu denken. "Eine typische Straße ist heutzutage ja eigentlich ein ziemliches Durcheinander", sagt Bjarke Ingels. "Deshalb haben wir die Straßen in die unterschiedlichen Formen der Fortbewegung gesplittet."

Fokus auf vielfältige Mobilität in der Woven City

Der erste Straßentyp, eine alleeartige Hauptstraße, wird von schnellen, vollständig autonom und emissionsfrei fahrenden Autos für Lasten- und Personentransporte belegt. 

Typ zwei ist angelegt für den Rad- und Scooterverkehr sowie die Begehung, während die dritte, parkähnliche angelegte Route ausschließlich zu Fuß genutzt werden darf. Alle Straßen sind in einem organischen Gittermuster eng miteinander und zudem mit den Gebäuden verwoben. 

Auf einem zentralen Marktplatz präsentieren autonom fahrende mobile Shops und Marktstände ihr Angebot.

Konsequente Vernetzung: Sensoren sammeln in den Wohnungen permanent Daten und werten sie aus. Eine der angedachten Nutzungen: die medizinische Rundum-Kontrolle der Bewohnerinnen und Bewohner.

Toyota-Chef Akio Toyoda zur Vision der Woven City

Wichtigste Ressource der vernetzten Zukunftsstadt, eines "menschenzentrierten, lebendigen Labors", so Toyota-Chef Akio Toyoda, sind Daten. Gesammelt werden sie allerorten durch eine Vielzahl von Sensoren und ausgewertet mithilfe künstlicher Intelligenz. Das soll einen sichereren Ablauf des autonomen Straßenverkehrs ermöglichen, die konstante medizinische Überwachung aller Bewohner­innen und Bewohner gewährleisten oder den Einsatz smarter Haushaltsroboter lenken. Digitalisierte Kühlschränke bestellen ihren Inhalt selbst, die volle Mülltonne wird automatisch geleert.

"Warum nicht gleich eine reale Stadt mit realen Einwohnern, wo wir künftige Technologien gefahrlos testen können?"
Akio Toyoda

Während die Bewohner oberirdisch entspannt im Grünen leben, geht es unterirdisch turbulent zu. Dort verläuft der Strom sowie die Wasserversorgung und auch deren Entsorgung. Mobile Roboter transportieren Pakete direkt zu den Häusern.

Einklang mit der Natur: Nicht nur am zentralen Marktplatz sollen einheimische Vegetation und Hydrokulturen für angenehmes Leben im Grünen sorgen.

Traditionelles Handwerk für die Häuser in der Woven City

Auch bei den Gebäuden achten Bjarke Ingels und seine Auftraggeber strikt auf Nachhaltigkeit: Die Häuser werden nach den Prinzipien traditioneller japanischer Handwerkskunst aus Holz gefertigt. Robotergestützte Produktionsmethoden reduzieren den CO2-Fußabdruck zusätzlich.

Die Energie für die Woven City wird aus Photovoltaikanlagen auf den Dächern gezogen und ergänzt durch neu entwickelte Wasserstoff-Brennstoffzellen – eine Technologie, mit der sich der japanische Konzern auch bei der Fahrzeug-Technologie schon seit Längerem intensiv auseinandersetzt.

"Woven City lässt sich mit drei Schlagwörtern zusammenfassen: ein menschenzentriertes, lebendiges Labor, das sich stetig weiterentwickelt", sagt Akio Toyoda. Wenn Woven City wirklich funktioniert, die Menschen gerne dort wohnen und die Stadt sich wirklich als nachhaltig erweist, kann sie zur Blaupause für moderne Großstädte werden, zur Prototyp-Stadt der Zukunft.