Kunstprojekt "One Million": Uli Aigner im Neuen Museum in Berlin
Einfach machen – so lautet das Motto der Künstlerin Uli Aigner. Sie ist die Tochter eines Tischlers, die Mutter stammt aus einer traditionsreichen Winzerfamilie. Ob die heute 58-Jährige deshalb vor ihrem Produktdesignstudium bei Matteo Thun an der Wiener Universität für angewandte Kunst eine Töpferlehre machte? Klingt einleuchtend.
Aber dann änderte sich die Richtung. Obwohl Tiffany’s in New York auf einen Entwurf der Studentin aufmerksam wurde und sie schon vor dem Diplom eine Stelle als Juniordesignerin bei WMF erhielt, kehrte sie der Designbranche den Rücken. Die Kunst erlaube ihr mehr Freiheiten: "Es ist eine nach oben offene Intelligenz." Und so initiiert sie Videos, Performances sowie Rauminstallationen und fertigt monumentale Buntstiftzeichnungen.
Digitale Weltkarte für "One Million" Porzellangefäße
Ihr Projekt "One Million" vereint beide Disziplinen: Kurz vor ihrem 50. Geburtstag beschloss Uli Aigner, eine Million Objekte aus Porzellan selbst zu fertigen und so dreht sie seit 2014 weiße Porzellangefäße in eigenständigen aufeinander folgenden Projekten.
Jedes Objekt erhält von Uli Aigner eine Nummer in der Reihenfolge seiner Herstellung. Zusätzlich wird im Netz ein interaktiver Datensatz angelegt, der nicht nur die Form, sondern auch den aktuellen Standort des Gefäßes auf einer digitalen Weltkarte anzeigt.
Interaktive Ausstellung "One Million" auf der Museumsinsel in Berlin
Im Neuen Museum schlägt Uli Aigner an fünf verschiedenen Stellen eine Brücke zwischen ihren eigenen Arbeiten und den Gefäßen aus der Sammlung des Museums für Vor- und Frühgeschichte. Und es geht noch um eine weiter Interaktion: Die Künstlerin lädt vor Ort zehn Besucher:innen ein, sich ein Gefäß nach ihren eigenen Vorstellungen zu wünschen.
In mehreren Kommunikationssitzungen erarbeiten Künstlerin und Besucher:in gemeinsam Form und Inhalt des Gefäßes, das Uli Aigner danach auf ihrer Drehscheibe fertigt. Der gesamte Prozess – vom Erstkontakt bis zur Fertigstellung des Gefäßes – wird filmisch dokumentiert, ein QR-Code mittels individueller Kobalt-Siebdrucke in die Glasur des jeweiligen Porzellans eingebrannt.
Limoges-Porzellan ist Grundstoff für Aigners Kunstprojekt "One Million"
Die von Uli Aigner verwendete Porzellanmasse kommt aus der Stadt Limoges in Frankreich, die seit 1771 für die Herstellung von Porzellan bekannt ist.
Die transparente Glasur zeigt die feine Elfenbeinfarbe des bei 1.300 Grad Celsius dicht gebrannten Porzellanscherbens. Ihr Projekt versteht die Künstlerin als lebenslange Performance mit dem Ziel, den Sinn für die eigene Existenz zu schärfen.
Informationen zur Ausstellung "One Million" von Uli Aigner
- Dauer der Ausstellung: 6. Oktober 2022 bis 28. Mai 2023
- Location: Neues Museum, Bodestraße 1-3, 10178 Berlin (Google Maps)
- Öffnungszeiten: Di-Mi 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr
Weitere Informationen zur Ausstellung "One Million", zu Ticketpreisen und aktuellen Öffnungszeiten gibt es auch auf der Website des Neuen Museum Berlin, Einblicke in das Schaffen von Uli Aigner rund um das Projekt auf einemillionporzellan.com.
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