Kölner Design Preis 2024: Kreative Ideen im Fokus, die beeindrucken
In den Designhochschulen und Universitäten schlummert ein beeindruckendes Potenzial an Kreativität und Innovation, das immer wieder neue Maßstäbe setzt. Der Kölner Design Preis, eine der renommiertesten Nachwuchsauszeichnungen in Deutschland, macht dieses Talent sichtbar, indem er herausragende Abschlussarbeiten würdigt, die durch gestalterische Exzellenz, Konzeptstärke und gesellschaftliche Relevanz überzeugen. Auch in diesem Jahr hat die Jury, zu der auch „AW Architektur & Wohnen“ gehörte, Projekte ausgezeichnet, die eindrucksvoll zeigen, wie vielfältig, mutig und visionär die nächste Generation von Designern und Designerinnen ist.
Kölner Design Preis 2024: Jede Art von Design wird gewürdigt
Der Kölner Design Preis steht nicht nur für Kunst oder klassisches Möbeldesign – er würdigt die ganze Bandbreite des zeitgenössischen Designs. Dazu gehören Arbeiten aus den Bereichen Produkt- und Industriedesign, Grafik- und Kommunikationsdesign, Service- und Interfacedesign sowie zukunftsweisende Projekte, die an der Schnittstelle von Technologie, Gesellschaft und Umwelt angesiedelt sind. Damit spiegelt der Preis die Vielfalt und Relevanz des Designs als Disziplin wider, die unser Leben und unsere Welt auf unterschiedlichste Weise prägt. Insgesamt 43 Abschlussarbeiten wurden in diesem Jahr von folgenden Kölner Hochschulen für den Award nominiert: ecosign – Akademie für Gestaltung, Hochschule Macromedia, KHM – Kunsthochschule für Medien, KISD – Köln International School of Design, und Rheinische Hochschule (RH).
Hier sind die Gewinner und Gewinnerinnen und die Einschätzung der Jury. Die Jury war so begeistert von den Einreichungen, dass der dritte Preis sogar zwei Mal vergeben wurde.
Die Gewinner und Gewinnerinnen des Kölner Design Preis 2024 im Einzelnen
1. Preis an Theresa Tropschuh für „Kühe machen Mühe"
Neben der CO₂-Belastung der Atmosphäre gehört die anorganische Nährstoffbelastung von Gewässern durch Massentierhaltung zu den größten Umweltproblemen. Theresa Tropschuh hat im Rahmen eines transdisziplinären Forschungsprozesses einen Photobioreaktor entwickelt und umgesetzt. Dieser nutzt Mikroalgen und Bakterien, um überschüssige Nitrate und Phosphor in energiereiche organische Biomasse umzuwandeln. Gleichzeitig wird dabei CO₂ in Sauerstoff umgewandelt. Mit ihrer Arbeit „Kühe machen Mühe“ leistet Tropschuh einen bedeutenden Beitrag zur Reduzierung der landwirtschaftlichen Emissionen. Die Jury würdigte diese Arbeit als herausragend in Bezug auf Relevanz, Konzept und Umsetzung.
2. Preis an Serin Gatzweiler für „Schmerzen im System"
Gendergerechtigkeit betrifft nicht nur Sprache und zwischenmenschlichen Umgang, sondern ist auch eine zentrale Herausforderung in der Produktentwicklung. Hier dominiert seit jeher der männliche Normkörper als Standard. In ihrer Abschlussarbeit „Schmerzen im System“ zeigt Serin Gatzweiler eindringlich, welche gravierenden und teils lebensgefährlichen Fehlentwicklungen diese Praxis in der pharmazeutischen Forschung und Produktion zur Folge hat. Durch den Einsatz überdimensionaler Verpackungen und Beipackzettel macht sie die Dimension des Problems eindrucksvoll sichtbar. Für die visuelle Umsetzung gestaltete Gatzweiler drei Beipackzettel in einer Größe von 70 mal 100 Zentimetern mit eigenen Texten über gendersensible Medizin. Thematisch geordnet sind sie wie der Verlauf einer Krankheit: 01 Erreger, 02 Symptome, 03 Therapie. Die Beipackzettel sind bewusst auf dem größten Format gedruckt, das für Pharmadruckereien möglich ist. Die Jury würdigte die Arbeit als aufrüttelnd, durchdacht und hervorragend umgesetzt.
3. Preis an Kristina Lenz und Alex Simon Klug für „The Hands Problem"
Kristina Lenz und Alex Simon widmen sich in ihrer Arbeit „The Hands Problem“ einem bemerkenswerten Kapitel der KI-Entwicklung: Bis vor kurzem waren KI-generierte Bilder von Menschen oft an deformierten Händen mit ungewöhnlich vielen Fingern zu erkennen. Dieses einstige Problem, inzwischen weitgehend gelöst, betrachten sie als historischen Moment. Die Künstler verwandeln die fehlerhaften KI-Bilder in einem mehrstufigen Prozess in dreidimensionale Beton-Gussplatten. So entstehen Artefakte, die an antike Körperfossilien erinnern. Die Jury lobt die Arbeit nicht nur für ihre ästhetische Qualität, sondern auch für die subtile Erinnerung an die unnachahmliche Einzigartigkeit des Menschen, die selbst modernste Technologie nicht vollständig nachahmen kann.
3. Preis an Jannik Bussmann für „Memories from Above"
Jannik Bussmann hinterfragt in seiner Thesis „Memories from Above“ die oft regionale Monoperspektive, die unsere Wahrnehmung und Bewertung globaler Ereignisse prägt. Ein Grund dafür liegt in der schwierigen Zugänglichkeit anderer Weltregionen und ihrer Sichtweisen. Bussmann kombiniert verschiedene Analyseverfahren und Technologien wie Remote Sensing, geografische Bildgebung und ChatGPT, um aus weltweit verfügbaren, öffentlichen Daten neue Erkenntnisse zu gewinnen. Das Ergebnis sind 60 „Erinnerungslandschaften“, die eine ungewohnte räumliche Perspektive auf Ereignisse eröffnen, die in Nachrichtensendungen weltweit berichtet wurden. Gleichzeitig regt die Arbeit zu einer kritischen Reflexion der medialen Berichterstattung an und erweitert unsere Wahrnehmung globaler Zusammenhänge.
Special Mentions: Maxime Ridzewski mit „Bibliotheken inspirieren"
In einer Zeit, in der die Demokratie vor großen Herausforderungen steht, gewinnen sogenannte dritte Orte – sichere Räume der Begegnung – an enormer Bedeutung. Maxime Ridzewski rückt in ihrem Projekt „Bibliotheken inspirieren“ ländliche Flächenbibliotheken in den Fokus und zeigt, wie diese als dritte Orte gestärkt werden können. Gemeinsam mit Bibliothekar:innen entwickelte sie ein analoges Toolkit, das hilft, die spezifischen Bedürfnisse vor Ort zu erkennen und zukunftsweisende Konzepte zu entwickeln. Ergänzt wird das Projekt durch eine digitale Plattform, die den Austausch und die Vernetzung der Bibliotheken fördert. Die Jury würdigt diese wichtige Auseinandersetzung mit den dritten Orten als auszeichnungswürdig.
Special Mentions: Anke Kirchhoff mit „Univercity"
Bau, Betrieb und Abriss von Gebäuden sind für rund 40 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich – eine Dekarbonisierung ist ohne die Transformation der Baubranche und Architektur unmöglich. Dennoch spielt Nachhaltigkeit bisher nur eine untergeordnete Rolle in der Ausbildung von Architekt:innen. Mit ihrem Projekt „Univercity“ hat Anke Kirchhoff ein analoges Toolkit und eine App entwickelt, die den internationalen Austausch fördern und Studierende für klimaresilientes, ressourcenschonendes Bauen sensibilisieren. Ein dringend notwendiger Ansatz, der zeigt, wie die Ausbildung zukunftsorientiert gestaltet werden kann.