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Cool & cosy: Space Copenhagen – New Nordic aus Dänemark

Signe Bindslev Henriksen und Peter Bundgaard Rützou kreieren Interieur, das gleichzeitig dynamisch und harmonisch wirkt. Dabei setzen die Architekten, die 2005 ihr Studio Space Copenhagen gründeten, vor allem auf natürliche Materialien und Handwerkskunst. Ihren Ansatz haben sie längst auch auf Möbel, Leuchten und Accessoires übertragen
Text Uta Abendroth
Datum10.09.2022
In Kopenhagen haben Peter Bundgaard Rützou und Signe Bindslev Henriksen ihr Studio, aber längst ist ihr Stil auf der ganzen Welt gefragt. Zu ihren Projekten gehören unter anderem das Restaurant „Le Pristine“ in Antwerpen, die Hotels „11 Howard“ in New York und „The Stratford“ in London. Oft entwerfen sie für die Einrichtung auch gleich die Möbel und Leuchten

Space Copenhagen: Poetischer Minimalismus trifft den Zeitgeist

Zeitgeist ist ein Begriff, der mittlerweile inflationär genutzt wird. Aber manchmal klingt Trend nicht gewichtig genug, da muss das große Wort schon mal herhalten. Zumindest wenn es um Space Copenhagen geht, ein Studio, das 2005 von Signe Bindslev Henriksen und Peter Bundgaard Rützou in Kopenhagen gegründet wurde. Tatsächlich prägen die beiden Architekten die europäische Ästhetik seit 15 Jahren maßgeblich mit – weil sie nicht auf Schnelllebiges setzen, sondern auf einen unaufgeregten Look, bei dem vor allem die Materialien und deren Oberflächen wichtig sind. Poetischen Minimalismus – so nennen die beiden ihren Stil, der ein ebenso zeitloses wie funktionales Design beschreibt und damit den Zeitgeist trifft.

Die Beobachtung eines wirbelnden Wasserstrudels war die zündende Idee für das Design der mundgeblasenen Gläser und Karaffen der Serie „Collect“ (&Tradition)

Der Erfolg des New Nordic

Originellerweise ist der Erfolg des Duos eng mit dem Hype um die skandinavische Küche verbunden: 2003 eröffnete René Redzepi, für viele der beste Koch der Welt, sein erstes "Noma“-Restaurant in Kopenhagen. 2012 zog der Chef mit seinem Team anlässlich der Olympischen Spiele vorübergehend nach London und Space Copenhagen führte eine Generalüberholung des Restaurants in einem alten Lagerhaus durch. Statt der ursprünglichen Brauntöne dominierten nun Schwarz und Grau. Außerdem ersetzte das Duo die eingangs verwendeten Möbel durch Tische und Stühle aus der „Rén“-Kollektion, die sie für das Label Stellar Works entworfen hatten. Die Aufmerksamkeit, die Redzepis Küche erfuhr, färbte auf das Studio ab, denn die Art der Speisen – heimische Produkte plus lokale Kräuter – und das Ambiente ergänzten sich perfekt. „Es war uns sehr wichtig, die ehrliche, erdige Atmosphäre des Restaurants zu bewahren und sie mit raffinierten Details und Eleganz auszugleichen“, erklärt Peter Bundgaard Rützou. Signe Bindslev Henriksen ergänzt: „Es ging uns darum, organische Materialien wie Holz, Stein, Leder, Messing und Leinen auf eine neue Art und Weise zu verwenden. Materialien, die mit der Zeit schön altern.“

Die runden bzw. ovalen Couch- und Beistelltische der Kollektion „Accent“ (Mater) gibt es in verschiedenen Größen. Sie werden aus massiver Eiche gefertigt

Der rote Faden von Space Copenhagen

Wie ein roter Faden zieht sich die Aufmerksamkeit für Werkstoffe durch die Projekte von Space Copenhagen. Das gilt für die Konzeption der Restaurants „Geranium“ und „Esmée“ in Kopenhagen oder das „Le Pristine“ in Antwerpen, für Hotels wie das „11 Howard“ in New York und Privathäuser ebenso wie für die Möbel, die unter anderem von Gubi, &Tradition, Fredericia, Mater und Benchmark produziert werden. Ob Stühle, Tische, Schränke oder auch Leuchten, in den meisten Fällen entstehen die Objekte, weil Signe Bindslev Henriksen und Peter Bundgaard Rützou nichts Passendes auf dem Markt finden und mit ihren Entwürfen bestimmte Probleme lösen oder ihre ganzheitlichen Konzepte vervollkommnen wollen.

Das „Esmée“ von Küchenchef Andreas Bagh in Kopenhagen ist eine Hommage an klassische französische Brasserien. Reizvoll sind die Kontraste: Weiche Stoffe treffen auf kühlen Marmor, Weiß-Grau auf Grüntöne und Rattansessel auf Keramikgefäße

Space Copenhagen: Reduzierte Ästhetik

Langlebigkeit steht zunehmend im Fokus. Diese bezieht sich gleichermaßen auf nachhaltige Materialien und auf eine reduzierte Optik. „Unsere Zielgruppe entwickelt ein wachsendes Bewusstsein für die Herkunft der Dinge. Wir stehen für ästhetische Langsamkeit und eine gedämpfte Farbpalette, sodass unsere Objekte sich nicht aufdrängen. Ich denke, Menschen werden der Dinge schnell überdrüssig, wenn diese visuell zu laut sind“, erläutert Peter Bundgaard Rützou sein Credo. So überrascht es nicht, dass Entwürfe von Space Copenhagen eine geradezu japanische Anmutung haben. Das gilt für den Stil wie für das Aufnehmen traditioneller asiatischer Herstellungstechniken.

Die Sitzschale des „Eternity Chair“ (Mater) wird aus recycelten Kunststoffabfällen (70 %) und Kaffeehülsen gefertigt. Dadurch variieren die Farben und Muster

Space Copenhagen: Einflüsse von anderswo in unserem Design

Mit solchen Bezügen wird ein Bogen zum eigenen kulturellen Erbe geschlagen: Bereits Hans J. Wegner und Arne Jacobsen ließen sich von verschiedenen Kulturen beeinflussen und setzten dann durch sparsamen Materialverbrauch und Schnörkellosigkeit ihre Maßstäbe im skandinavischen Design. Dem fühlt sich Space Copenhagen verbunden: „Auch wir reisen viel und sind neugierig auf das, was in der Welt vor sich geht“, sagt Signe Bindslev Henriksen, „wenn wir wieder zu Hause sind, machen wir uns Gedanken, wie wir das Gesehene in eine minimierte Version umwandeln können. Das treibt unsere Entwicklung an und bettet Einflüsse von anderswo in unser Design ein.“

Die Vitrine „Private“ (Gubi) interpretiert alte japanische Schränke neu. Auch die Verbindungen der Elemente aus Eiche sind eine Hommage an asiatische Techniken

Space Copenhagen: Der Mensch als Maßstab

Das Sowohl-als-auch-Prinzip hat Space Copenhagen zur Meisterschaft erhoben. Man vereint Klassik und Moderne, Skulpturales und Minimalismus, dänische Tradition und japanische Ästhetik, Licht und Schatten. Dabei stellen Signe Bindslev Henriksen und Peter Bundgaard Rützou vor allem den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Besucher der Restaurants und Hotels sollen sich wohlfühlen, getragen von den Möbeln und Leuchten, aufgehoben in einer angenehmen Atmosphäre. „Wir versuchen, unsere Umgebung zu beleben, wir wollen das Leben verbessern“, sagt Signe Bindslev Henriksen. „Wir fühlen uns als Teil einer Gemeinschaft, die bestimmte Werte teilt und einfache Dinge feiert. Die Berührung von etwas, das eine natürliche Schönheit besitzt, ist unser Weg, ein neues Narrativ für die Zukunft zu schaffen, die wir auch mental als nachhaltig empfinden.“