Architektur
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Pritzker-Preis 2024 für Riken Yamamoto

Der Pritzker Architekturpreis 2024 geht an Riken Yamamoto. Die Jury ehrt den japanischen Architekten aus Yokohama für seine wegweisenden Beiträge zur Architektur und sein Engagement für Gemeinschaft und soziale Verantwortung. 
Text Antonia Eigel
Datum05.03.2024

Der japanische Architekt Riken Yamamoto erhält den Pritzker-Preis 2024. Mit dem Preis, der weltweit als höchste Anerkennung in der Architektur gilt, würdigt die Jury Yamamotos tiefgreifenden Einfluss auf das Fachgebiet, insbesondere seine Förderung von Harmonie und Gemeinschaft durch seine architektonischen Entwürfe. Diese zeichnen sich durch eine einzigartige Balance zwischen öffentlichen und privaten Räumen aus, die dazu beitragen, harmonische und inklusive Gesellschaften zu schaffen. 

Yamamotos innovativer Denkansatz und seine kreative Herangehensweise haben dazu beigetragen, architektonische Lösungen zu entwickeln, die vor allem die Bedürfnisse der Gemeinschaft widerspiegeln und gleichzeitig kulturelle Vielfalt und soziale Interaktion fördern.

James Simon Gallery von David Chipperfield
Pritzker-Preis: Der internationale Architekturpreis im Überblick
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Yamamotos Architekturvision und Philosophie

Yamamotos architektonische Philosophie konzentriert sich darauf, die Verbundenheit innerhalb von Gemeinschaften zu fördern, konventionelle Vorstellungen von Privatsphäre in Frage zu stellen und die Bedeutung gesellschaftlicher Beziehungen zu betonen. Er betrachtet Architektur nicht nur als physischen Raum, sondern als Plattform für die Förderung des Gemeinschaftslebens und des kulturellen Austauschs. Sein Ansatz zeichnet sich durch die Anpassungsfähigkeit an verschiedene kulturelle Kontexte aus und verpflichtet sich, auf die sich ändernden Bedürfnisse der Gesellschaft einzugehen.

Jury-Urteil zu Pritzker-Preisträger Riken Yamamoto

Die Jury lobte Yamamoto für seine Fähigkeit, das Bewusstsein für soziale Verantwortung innerhalb der Architektenzunft zu schärfen. Seine Arbeit wurde für die sorgfältige Berücksichtigung individueller Bedürfnisse im größeren Kontext des gesellschaftlichen Engagements gelobt. Die Auszeichnung unterstreicht Yamamotos Rolle als Verfechter von Räumen, die demokratisch von den Menschen gestaltet werden, denen sie dienen.

Über den Architekturstil von Yamamoto

Yamamotos architektonischer Stil lässt die Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Raum verschwimmen, um soziale Interaktion und Vernetzung zu fördern. Seine Projekte reichen von kleinen Wohnhäusern bis hin zu großen Wohnkomplexen und öffentlichen Gebäuden, die alle mit dem Ziel entworfen wurden, den Zusammenhalt der Gemeinschaft zu fördern. Innovative Merkmale wie transparente Strukturen und Gemeinschaftsräume fördern die Interaktion und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner.

Yamamotos Architektur außerhalb Japans

In seiner fünf Jahrzehnte umspannenden Karriere hat Yamamoto mit seinen Projekten nicht nur in Japan, sondern auch in Ländern wie China, Südkorea und der Schweiz Einfluss ausgeübt. Sein Engagement für die Schaffung integrativer, nutzerorientierter Räume hat die Architekturlandschaft nachhaltig geprägt. Die Wahl Yamamotos zum 53. Preisträger des Pritzker-Architekturpreises unterstreicht seinen tiefgreifenden Beitrag zu diesem Bereich.
 

Die Auszeichnung von Riken Yamamoto als Preisträger des Pritzker-Architekturpreises 2024 würdigt seinen visionären Ansatz in der Architektur und sein unermüdliches Engagement für Gemeinschaft und sozialen Fortschritt. Sein Vermächtnis dient als Inspiration für ArchitekteInnen und DesignerInnen auf der ganzen Welt und unterstreicht die transformative Kraft der Architektur bei der Gestaltung harmonischer und integrativer Gesellschaften.

Über Riken Yamamoto

Riken Yamamoto wurde 1945 in Peking, China, geboren und wuchs in Yokohama auf. Das Haus, in dem er seine Kindheit verbrachte, war eine Mischung aus öffentlichem und privatem Raum: Im vorderen Bereich führte seine Mutter eine Apotheke, im hinteren Teil lagen die Wohnräume. Diese räumliche Verbindung vermittelte ihm schon früh ein Verständnis für das Zusammenspiel von Gemeinschaft und Familie.

Obwohl er seinen Vater in jungen Jahren verlor, ließ sich Yamamoto vom Beruf seines Vaters als Ingenieur inspirieren und schlug schließlich seinen eigenen Weg in die Architektur ein. Seine Reise begann mit einer tiefgreifenden Begegnung im Kōfuku-ji-Tempel in Nara, Japan, wo die alte fünfstöckige Pagode seine Faszination für architektonische Symbolik und Design entfachte.

Nach Abschluss seiner Ausbildung an der Nihon-Universität und der Tokyo University of the Arts gründete Yamamoto 1973 sein Architekturbüro Riken Yamamoto & Field Shop. Im Laufe seiner Karriere unternahm er zusammen mit seinem Mentor Hiroshi Hara ausgedehnte Reisen, auf denen er Gemeinden auf allen Kontinenten erkundete und das universelle Konzept der Schwellen zwischen öffentlichen und privaten Räumen erkannte.

Yamamotos architektonische Vision dreht sich immer wieder um die Idee, ganze Gemeinschaften durch seine Entwürfe zu bereichern, seien es Einfamilienhäuser wie die Yamakawa-Villa oder Großprojekte wie Hotakubo Housing, die Kulturen und Generationen durch das Zusammenleben miteinander verbinden.

Transparenz, sowohl in der Form als auch in der Philosophie, bleibt ein Eckpfeiler von Yamamotos Arbeit. Sein innovativer städtebaulicher Ansatz, der in Projekten wie Ryokuen-toshi zum Ausdruck kommt, unterstreicht die Bedeutung von Konnektivität und Entwicklung innerhalb gebauter Umgebungen.

Als Reaktion auf das Tōhoku-Erdbeben und den Tsunami im Jahr 2011 gründete Yamamoto das Local Area Republic Labo, das sich für gemeinschaftsorientierte Architekturinitiativen einsetzt. Durch seine Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten und sein Engagement für die architektonische Ausbildung und Innovation inspiriert er auch weiterhin zukünftige Architekten.

Yamamotos Beiträge zur Architektur wurden mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen gewürdigt, darunter der Japan Institute of Architects Award und der Good Design Gold Award und nun auch dem Pritzker-Preis. Sein Vermächtnis reicht über Japan hinaus, denn seine Bauten sind in Ländern wie China, Südkorea und der Schweiz zu sehen.

Heute lebt Yamamoto in Yokohama, wo er seiner Gemeinde tief verbunden bleibt und die Prinzipien der Inklusivität und sozialen Verantwortung verkörpert, die sein architektonisches Ethos bestimmen.