Pritzker-Preis: Der internationale Architekturpreis im Überblick
Das erwartet Sie hier:
- Die Geschichte des Pritzker-Architekturpreises
- Pritzker-Preis 2024: Riken Yamamoto
- Pritzker-Preis 2023: Sir David Alan Chipperfield
- Pritzker-Preis 2022: Francis Kéré
- Pritzker-Preis 2021: Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal
- Pritzker-Preis ab 1979: Alle Preisträger und Preisträgerinnen
- Die Jury hinter dem Pritzker-Preis
- Kriterien für die Vergabe des Pritzker-Preises
- Bedeutung des Pritzker-Architekturpreises für Architekten
- Der Pritzker-Preis in der Kritik
Der mit 100.000 US-Dollar dotierte Pritzker-Preis steht weltweit als höchste Auszeichnung im Bereich der Architektur und wird jährlich an Architekten und Architektinnen verliehen, deren Arbeit sich durch herausragende kreative Leistung und bedeutenden Einfluss auf die Architektur auszeichnet.
Seit seiner Gründung im Jahr 1979 durch die Hyatt Foundation hat sich der Pritzker-Preis als Symbol für architektonische Exzellenz etabliert und spielt eine entscheidende Rolle bei der Anerkennung und Förderung innovativer architektonischer Ideen und Praktiken. AW Architektur & Wohnen gibt einen Überblick über die Geschichte des Pritzker-Preises, aktuelle Termine alle Preisträger und mehr.
Die Geschichte des Pritzker-Architekturpreises
Der Pritzker Architecture Prize wurde 1979 von Jay A. Pritzker und seiner Frau Cindy ins Leben gerufen, um hervorragende Leistungen und Innovationen in der Architektur zu ehren. Benannt nach der Pritzker-Familie, deren internationale Geschäftsinteressen mit den weltweit vertretenen Hyatt-Hotels verbunden sind, zielt der Preis darauf ab, das Bewusstsein für die Bedeutung von Gebäuden zu stärken und die Kreativität in der Architekturbranche anzukurbeln.
Die Inspiration für den Preis entstand auch aus den Erfahrungen der Pritzkers mit der Gestaltung und dem Bau von Hotels wie dem Hyatt Regency Atlanta, dessen innovatives Design einen starken Einfluss auf das Verhalten von Gästen und Mitarbeitenden hatte. Diese Erfahrung sensibilisierte sie für die kreative Kraft der Architektur und motivierte sie, einen Preis zu schaffen, der die Bedeutung der Architektur für das menschliche Verhalten und die Gesellschaft insgesamt würdigt.
Der Preis umfasst ein Preisgeld von 100.000 US-Dollar, eine formelle Urkunde und eine Bronzemedaille, die seit 1987 verliehen wird. Zuvor erhielt jeder Preisträger eine limitierte Skulptur von Henry Moore. Der Pritzker-Preis orientiert sich in vielerlei Hinsicht am Nobelpreis und trägt dazu bei, das Bewusstsein für Architektur zu schärfen und die kreative Entwicklung in der Architekturbranche zu fördern.
Pritzker-Preis 2024: Riken Yamamoto
Riken Yamamoto ist Preisträger des Pritzker Architekturpreis 2024. Die Jury würdigt damit seine wegweisenden Beiträge zur Architektur und sein Engagement für Gemeinschaft und soziale Verantwortung. Yamamotos architektonische Philosophie betont die Förderung von Harmonie und Gemeinschaft durch die Schaffung von Räumen, die eine einzigartige Balance zwischen öffentlichen und privaten Bereichen bieten und kulturelle Vielfalt und soziale Interaktion fördern.
Pritzker-Preis 2023: Sir David Alan Chipperfield
2023 ging der angesehene Pritzker-Preis an den britischen Architekten Sir David Alan Chipperfield (England). Er ist Mitglied des Royal Institute of British Architects (RIBA) und wird sowohl vom American Institute of Architects als auch vom Bund Deutscher Architektinnen und Architekten als Ehrenmitglied anerkannt. Darüber hinaus wurde er mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt.
Pritzker-Preis 2022: Francis Kéré
Francis Kérés (Diébédo Francis Kéré) innovative Entwürfe, bei denen er häufig lokale Materialien verwendet und die Gemeinde einbezieht, haben sich über Afrika hinaus auf Projekte in aller Welt ausgeweitet. Er hat zahlreiche Auszeichnungen für seine nachhaltige und wirkungsvolle Arbeit erhalten und bekleidet angesehene akademische Positionen, während er sowohl in Burkina Faso als auch in Deutschland eine starke Präsenz unterhält.
Für seinen transformativen Ansatz, der marginalisierte Gemeinschaften stärkt und soziale Ungerechtigkeiten bekämpft, wurde Kéré 2022 mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet. Noch ein Jahr zuvor wurde Francis Kéré von AW Architektur & Wohnen mit dem Preis AW Architekt des Jahres 2021 ausgezeichnet. Seine Arbeit ist beispielhaft für Nachhaltigkeit, die Verwendung lokaler Materialien und die Berücksichtigung bioklimatischer Bedingungen, insbesondere in Regionen mit extremer Knappheit. Mit Projekten wie der Gando-Grundschule und dem Burkina Institute of Technology zeigt Kéré, wie Architektur das Leben verbessern und die Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften fördern kann.
Pritzker-Preis 2021: Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal
Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal wurden 2021 mit dem renommierten Pritzker-Preis ausgezeichnet, eine Anerkennung ihrer unkonventionellen Herangehensweise und ihres Engagements für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung in der Architektur. Anders als viele ihrer Kollegen streben Lacaton und Vassal nicht nach spektakulären Gebäuden, sondern legen ihren Fokus auf die Sanierung bereits bestehender Strukturen.
Ihre Bauwerke zeichnen sich durch Funktionalität, ästhetische Anziehungskraft und die Wahrung des sozialen Gefüges aus. Dabei setzen sie auf eine Architektur, die vorhandene Ressourcen schont und die Lebensqualität der Menschen verbessert. Ein herausragendes Beispiel ihrer Vision ist die Revitalisierung des "Palais de Tokyo" in Paris, Europas größtes Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst, das durch ihre Arbeit zu einem einladenden und lebendigen kulturellen Zentrum wurde.
Pritzker-Preis ab 1979: Alle Preisträger und Preisträgerinnen
Der Pritzker-Architekturpreis wurde seit 1979 insgesamt 45 mal verliehen. Zuletzt erhielt der britische Architekt Sir David Alan Chipperfield den ehrwürdigen Preis. Alle Preisträger und -trägerinnen in der Übersicht:
- 2024: Riken Yamamoto
- 2023: Sir David Alan Chipperfield (England
- 2022: Francis Kéré (Burkina Faso)
- 2021: Anne Lacaton & Jean-Philippe Vassal (Frankreich)
- 2020: Yvonne Farrell (Irland) und Shelley McNamara (Irland)
- 2019: Arata Isozaki (Japan)
- 2018: Balkrishna Doshi (Indien)
- 2017: Rafael Aranda (Spanien), Carme Pigem (Spanien) und Ramon Vilalta (Spanien)
- 2016: Alejandro Aravena (Chile)
- 2015: Frei Otto (Deutschland) (posthum) und Alejandro Aravena (Chile)
- 2014: Shigeru Ban (Japan)
- 2013: Toyo Ito (Japan)
- 2012: Wang Shu (China)
- 2011: Eduardo Souto de Moura (Portugal)
- 2010: Kazuyo Sejima (Japan) und Ryue Nishizawa (Japan)
- 2009: Peter Zumthor (Schweiz)
- 2008: Jean Nouvel (Frankreich)
- 2007: Richard Rogers (Vereinigtes Königreich)
- 2006: Paulo Mendes da Rocha (Brasilien)
- 2005: Thom Mayne (USA)
- 2004: Zaha Hadid (Großbritannien)
- 2003: Jørn Utzon (Dänemark)
- 2002: Glenn Murcutt (Australien)
- 2001: Jacques Herzog (Schweiz) und Pierre de Meuron (Schweiz)
- 2000: Rem Koolhaas (Niederlande)
- 1999: Norman Foster (Vereinigtes Königreich)
- 1998: Renzo Piano (Italien)
- 1997: Sverre Fehn (Norwegen)
- 1996: Rafael Moneo (Spanien)
- 1995: Tadao Ando (Japan)
- 1994: Christian de Portzamparc (Frankreich)
- 1993: Fumihiko Maki (Japan)
- 1992: Álvaro Siza (Portugal)
- 1991: Robert Venturi (USA)
- 1990: Aldo Rossi (Italien)
- 1989: Frank Gehry (USA)
- 1988: Oscar Niemeyer (Brasilien) & Gordon Bunshaft (USA)
- 1987: Kenzo Tange (Japan)
- 1986: Gottfried Böhm (Deutschland)
- 1985: Hans Hollein (Österreich)
- 1984: Richard Meier (USA)
- 1983: Ieoh Ming Pei (USA)
- 1982: Kevin Roche (Irland)
- 1981: James Stirling (Vereinigtes Königreich)
- 1980: Luis Barragán (Mexiko)
- 1979: Philip Johnson (USA) und John Burgee (USA)
Die Jury hinter dem Pritzker-Preis
Die Jury des Pritzker-Preises besteht aus renommierten Persönlichkeiten der Architekturwelt, darunter ArchitektInnen, KritikerInnen, AkademikerInnen und BranchenexperteInnen, die von den Organisatoren des Preises ausgewählt werden.
Diese Jury bleibt normalerweise über längere Zeit unverändert, um Kontinuität im Auswahlprozess zu gewährleisten und ein tiefes Verständnis für architektonische Entwicklungen zu entwickeln Gelegentlich können jedoch neue Mitglieder hinzukommen, um ausgeschiedene ExperteInnen zu ersetzen. Die Entscheidungen werden durch Abstimmung getroffen, wobei eine klare Mehrheit erforderlich ist.
Die genaue Anzahl der Jurymitglieder variiert üblicherweise zwischen sieben und neun Personen, und der Auswahlprozess wird vom Organisationskomitee des Pritzker-Preises festgelegt. Derzeit sitzen in der Jury:
Manuela Lucá-Dazio
Manuela Lucá-Dazio wurde kürzlich zur neuen Vorsitzenden (Executive Director) des Pritzker-Architekturpreises ernannt. In ihrer neuen Rolle arbeitet sie eng mit der Jury zusammen, um den reibungslosen Ablauf des Preisauswahlverfahrens sicherzustellen. Obwohl sie nicht über ein Stimmrecht bei der Entscheidungsfindung verfügt, bringt sie ihre langjährige Erfahrung und Fachkenntnis ein.
Zuvor leitete sie die Abteilung für visuelle Künste und Architektur der Biennale di Venezia. Während ihrer Zeit dort war sie maßgeblich an der Organisation und Durchführung bedeutender Ausstellungen beteiligt, darunter die Internationale Kunstausstellung und die Internationale Architekturausstellung. Ihre Zusammenarbeit mit ausgezeichneten Kuratoren, Architekten, Künstlern und Kritikern trug wesentlich zum Erfolg dieser Veranstaltungen bei.
Alejandro Aravena
Alejandro Aravena ist Pritzker-Preisträger 2016 sowie Gründer und Geschäftsführer von ELEMENTAL, einem "Do Tank", der sich auf soziale Projekte konzentriert. Neben dem Pritzker-Preis hat er weitere Auszeichnungen erhalten, darunter den ULI J.C. Nichols Prize und den RIBA Charles Jencks Award. Aravena war auch Kurator der Architekturbiennale Venedig 2016 und Mitglied der Pritzker-Preisjury von 2009 bis 2015. Derzeit ist er Inhaber des ELEMENTAL Copec-Lehrstuhls an der Universidad Católica de Chile und lebt in Santiago, Chile.
Barry Bergdoll
Barry Bergdoll ist Professor für Kunstgeschichte und Archäologie an der Columbia University und ehemaliger Chefkurator für Architektur und Design am Museum of Modern Art, New York. Bergdoll ist außerdem ein angesehenes Mitglied mehrerer namhafter akademischer und architektonischer Organisationen, darunter die American Academy of Arts and Sciences und das Royal Institute of British Architects. Er hat einen Doktortitel in Kunstgeschichte von der Columbia University und einen M.A. von der University of Cambridge.
Deborah Berke
Deborah Berke ist eine international tätige Architektin, Pädagogin und Dekanin der Yale School of Architecture, Trägerin der Ehrenmedaille 2019 des AIA New York Chapter und des Sackler Center First Award 2017, erste Preisträgerin des Berkeley-Rupp-Preises der University of California in Berkley (2012), Empfängerin des National Design Award des Cooper-Hewitt Smithsonian Design Museum.
Stephen Breyer
Stephen Breyer ist ehemaliger Richter am U.S. Supreme Court und seit 2011 Mitglied der Jury des Pritzker-Architekturpreises. Von 2019 bis 2020 hatte er den Vorsitz inne.
André Aranha Corrêa do Lago
Sekretär für Klima, Energie und Umwelt im Außenministerium der brasilianischen Regierung und war zuvor in den brasilianischen Botschaften in Delhi, Tokio, Madrid, Prag, Washington, D.C. und Buenos Aires sowie in der brasilianischen Vertretung bei der Europäischen Union in Brüssel tätig. Architekturkritiker und Kurator des brasilianischen Pavillons auf der Architekturbiennale in Venedig (2014) und der Ausstellung "Brazilian architecture seen by great photographers" im Tomie Ohtake Institute, São Paulo (2013)
Kazuyo Sejima
Kazuyo Sejima ist eine bekannte japanische Architektin, die für ihre innovativen und minimalistischen Designs bekannt ist. Sie ist Mitgründerin des preisgekrönten Architekturbüros SANAA (Sejima and Nishizawa and Associates), das für seine luftigen und transparenten Strukturen weltweit Anerkennung gefunden hat.
Sejima hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter auch den Pritzker-Preis im Jahr 2010, der sie als erste Frau seit Zaha Hadid (2004) auszeichnete.
Sie ist Professorin an der Polytechnischen Universität Mailand, an der Universität für Angewandte Kunst Wien, an der Keio University in Tokio, an der Yokohama Graduate School of Architecture Y-GSA und Gastprofessorin an der Japan Women's University in Tokio.
Wang Shu
Wang Shu ist ein bedeutender chinesischer Architekt, der für seine innovative Verwendung traditioneller Bautechniken und Materialien bekannt ist. Als Mitbegründer des Amateur Architecture Studio, das er 1997 mit seiner Partnerin und Ehefrau Lu Wenyu gründete, hat er eine Reihe von preisgekrönten Projekten realisiert, die eine harmonische Verbindung zwischen moderner Architektur und chinesischer Tradition herstellen. Im Jahr 2012 wurde Wang Shu mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet, wodurch er weltweit Anerkennung für seinen einzigartigen architektonischen Ansatz erlangte.
Kriterien für die Vergabe des Pritzker-Preises
Die Vergabe des Pritzker-Preises basiert auf einer Reihe von Kriterien, die die Jury jedes Jahr sorgfältig prüft. Dazu gehören Innovation, Originalität, ästhetische Qualität, Funktionalität und Einfluss auf die Architekturwelt. Der Preisträger oder die Preisträgerin wird für ihr oder sein Gesamtwerk und den nachhaltigen Beitrag zur architektonischen Praxis und Theorie ausgezeichnet. Durch die Betonung dieser Kriterien trägt der Pritzker-Preis dazu bei, die Standards der Architektur zu erhöhen und die Weiterentwicklung der Branche zu fördern.
Bedeutung des Pritzker-Architekturpreises für Architekten
Der Pritzker-Preis hat eine immense Bedeutung für Architekten und Architektinnen auf der ganzen Welt. Neben der Anerkennung ihrer herausragenden Leistungen bietet der Architekturpreis eine einzigartige Gelegenheit, ihre Arbeit einem globalen Publikum vorzustellen und ihre Karrieren auf ein neues Niveau zu heben.
Der Prestigewert des Pritzker-Preises wirkt sich auch positiv auf die berufliche Reputation der Preisträger und Preisträgerinnen aus und eröffnet ihnen neue Möglichkeiten für zukünftige Projekte und Zusammenarbeiten.
Der Pritzker-Preis in der Kritik
Der Pritzker-Preis war in der Vergangenheit Gegenstand verschiedener Kontroversen. Insbesondere gab es Kritik an der mangelnden Vielfalt unter den Preisträgern, da der Preis oft an männliche Architekten aus westlichen Ländern verliehen wurde. Dies führte zu Forderungen nach einer breiteren Repräsentation und einem stärkeren Engagement für Diversität seitens der Jury.
Ein weiterer Kritikpunkt war auch immer wieder die mangelnde Transparenz im Auswahlprozess, der oft im Verborgenen stattfand und zu Spekulationen darüber führte, wie die Entscheidungen getroffen wurden. Diese Undurchsichtigkeit sorgte für Misstrauen und rief nach mehr Offenheit und Klarheit bei der Vergabe des Preises.
Darüber hinaus wurden Entscheidungen zur Vergabe des Preises gelegentlich als politisch motiviert kritisiert, insbesondere wenn der Preis an ArchitekteInnen aus Ländern mit autoritären Regimen oder umstrittenen politischen Umständen verliehen wurde.
Trotz dieser Kontroversen hat der Pritzker-Preis seine Bedeutung als eine der angesehensten Auszeichnungen für Architekten weltweit behalten.
In den letzten Jahren wurden jedoch Schritte unternommen, um auf diese Kritik einzugehen, darunter die Erweiterung der Jury und Bemühungen um mehr Transparenz im Auswahlprozess.